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Ausgabe 10 vom 1. Juni 2006 (als PDF):

16. Mai 2006 – Astrid Grabowsky

PISA und Informatik

Der folgende Artikel basiert auf dem Beitrag »Die schulische Computernutzung in den Ländern und ihre Wirkungen« von Martin Senkbeil. Er befindet sich in der PISA-Länderstudie, die 2003 durchgeführt und 2005 veröffentlicht wurde (ISBN: 3-8309-1560-8).

PISA und Informatik – ist denn Informatik überhaupt Inhalt der PISA-Studie gewesen?

Die Antwort ist ganz klar: Nein.
Es wurden nicht die informatischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler getestet, sondern lediglich die Computerkompetenz. In dem PISA-Reigen wird dies als IT-Kompetenz bezeichnet. Und auch diese wurde nicht objektiv bewertet, sondern es wurde die »Selbstwirksamkeit« getestet, d. h. die »Überzeugung, spezifische Handlungen in diesem Bereich erfolgreich ausführen zu können« (Senkbeil). Mit anderen Worten: die Schülerinnen und Schüler wurden gefragt, wie sie selbst ihre Computerkenntnisse einschätzen.

Die Befragung wurde in drei »typische Anwendungsbereichen« durchgeführt:

Man sieht also, auf welchem Niveau sich die Fragen bewegten … dies hat ja nun wirklich äußerst wenig mit Informatik zu tun.

Betrachten wir trotzdem, was für Erkenntnisse die Studie für die Selbsteinschätzung bezüglich der Computerkenntnisse und ihrer Verbindung mit schulischem Computereinsatz erbracht hat:

Interessant ist hier insbesondere, dass sich durch den Computereinsatz an den Schulen in Deutschland die Schere zwischen Jugendlichen, die schon von zu Hause gute Computererfahrung mitbringen, und solchen, die außerhalb der Schule keine oder nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten der Computernutzung haben, nur noch weiter öffnet.

Immerhin ist positiv zu bemerken, dass in NRW dieser Schereneffekt nicht sehr groß ist und die Jugendlichen – im Gegensatz zu denen in anderen Bundesländern – deutlich vom Computereinsatz an den Schulen profitieren.

Erwartungsgemäß kann man an der Studie auch ablesen, dass die soziale Herkunft der Jugendlichen die Möglichkeiten der außerschulischen Computernutzung stark beeinflusst: wer also einen geringen ökonomischen, sozialen und kulturellen Status (ESCS) hat, wird eher schlechten Zugriff auf Computer haben, und wer einen hohen ESCS hat, wird eher komfortable Möglichkeiten der Computernutzung haben.

Mein Fazit:
Keine großartigen neuen oder unerwarteten Erkenntnisse. Und vor allem: Schade, dass hier eine Möglichkeit vergeben wurde, die Bedeutung der Informatik zu untersuchen, und unser Fachgebiet wieder mal auf die Computernutzung reduziert wurde.

Weitere Infos zu PISA 2003 bei learn-line

PISA 2003

PISA 2003 – Der zweite Vergleich der Länder in Deutschland – Was wissen und können Jugendliche? (veröffentlicht im Jahr 2005)

Die hier veröffentlichten Inhalte stellen keine Meinungsäußerungen der Studienseminare Hamm Arnsberg dar.
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