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urn:nbn:de:0043-rhinodidactics-33-7 Ausgabe 33 vom 1. Juli 2010 (als PDF)

11. April 2010

Informatiktag NRW 2010 – Katrin Schäfer: Spionschule – Kryptographie an Lernstationen

Patrick Koehne

Kryptologie ist Bestandteil der informatischen Bildung und muss daher bereits im Informatikunterricht der Sekundarstufe I konkretisiert werden. Aus der heutigen Informationsgesellschaft ist Verschlüsselung nicht mehr wegzudenken und betrifft uns alle im täglichen Umgang – bewußt oder unbewußt.

Der hier vorgestellte Workshop fand in Rahmen der Vormittagsreihe statt und wurde auch am Nachmittag nochmals durchegführt. Frau Dr. Katrin Schäfer von der Bergische Universität Wuppertal hat die vorgestellten Lernstationen zusammengetragen und im Rahmen von Kinderpädagogik bereits angewendet. An Schulen wurden diese Lernstationen in dieser Form noch nicht erprobt. Der Workshop sollte deshalb auch eine Diskussionsgrundlage bilden, ob die Lernstationen so auch im Schulunterricht einsetzbar sein könnten.

Die verschiedenen Verschlüsselungsverfahren wurden ihrer Methode nach gruppiert, so dass die Lernstationen sich mit ähnlichen Themen auseinander setzen. Um dies in eine rein subjektive Reihenfolge zu bringen, beginne ich mit den einfacheren:

Codes im Allgemeinen

Vorgestellt wurden hier unterschiedlichste Alphabete oder Zeichensammlungen, denen eine bestimmte Bedeutung zugewiesen wurden. Beispiele dafür sind:

Ausgewähltes Material zu dem Workshop: Spionschule – Kryptographie an Lernstationen von Dr. Katrin Schäfer auf dem neunten Informatiktag NW 2010 an der Bergischen Universität Wuppertal

Steganographie

Verschiedene Verfahren wie z.B. mittels einer fingierten Zeitungsanzeige (z.B. immer erstes Wort einer Zeile), Buchseiten mit dazugehörigen Folien (die Buchstaben selektieren), bearbeitete Zeitungsseiten (Markieren von Buchstaben z.B. mittels Miniaturlöchern durch Stecknadeln)

Substitution und Transposition

Hierunter fallen Verfahren wie der Freimaurer-Code, Polybios oder das Pflügen

Substitution

Caesar – Chiffrierscheiben selber basteln; Versuch, Texte mit anderen Verschiebungen zu entschlüsseln

Transpositionen

Hierunter fallen beispielsweise die Skytale oder auch Schablonen, die gedreht werden.

Polyalphabetische Substitution:

An dieser Station wurden Vignère und das Enigmaverfahren thematisiert.

Arbeitsformen im Workshop

Die Kursteilnehmer nahmen als Simulation an den einzelnen Gruppentischen platz und erforschten die verschiedenen Methoden und wechselten nach eigener Geschwindigkeit und Vorlieben zwischen den einzelnen Stationen.

Workshop Spionschule – Kryptographie an Lernstationen von Dr. Katrin Schäfer

Einige Teilnehmende während des Workshops: Spionschule – Kryptographie an Lernstationen von Dr. Katrin Schäfer auf dem neunten Informatiktag NW 2010 an der Bergischen Universität Wuppertal

In der anschließenden Diskussion wurde schnell der Wunsch formuliert, die Materialien erhalten zu können. Die einzelnen Verfahren an den Station sind sehr gut auf jeweils ein oder zwei DIN A4 Seiten beschrieben, mit Beispielen versehen und zur Wiederverwendung laminiert. Für die gestellten Aufgaben lagen entsprechende Materialen in Form von Kopien oder Papierstreifen bereit. Leider kann dem Wunsch nach Freigabe der Materialien zur Zeit noch nicht nachgekommen werden, da es sich bei etlichen Vorlagen um Beispiele und Texte handelt, die im Internet zu finden sind. Derzeit wird verhandelt, ob und welche Materialien zur Veröffentlichung durch die Urheber freigegeben werden. Vielleicht steht ja in der Zukunft mal ein zu erwerbender »Stationskoffer Kryptographie« zur Verfügung.

Zusammenfassung

Das Feedback war in großen Teilen positiv und es war erkennbar, dass auch schon einige Erfahrungen mit Teilen der Stationen von Kollegen im Unterricht, auch mit positivem Schülerfeedback, gemacht wurden. Für diejenigen, die sich mit dem Thema für die Sekundarstufe I noch nicht beschäftigt haben, war es mit Sicherheit eine sehr interessante Erfahrung. Für Lehrkräfte die das Thema bereits beschritten haben, war vielleicht die Art der Zusammenstellung und Anhäufung der unterschiedlichsten Verfahren eine neue Sicht auf das Thema.

Am Ende wurden noch Hinweise zu Webseiten auf der Tafel notiert und besprochen. Sehr gut kam die »Pocket-Enigma« an, die man sich im »Blecthley Park«, dem damaligen Dechiffrierzentrum der Engländer im zweiten Weltkrieg und heutigen Museum, bestellen kann: www.bletchleypark.org.uk unter Shop/Technical/Pocket Enigma

Fazit

Alles in Allem empfand ich es als einen gelungenen Workshop und der Umfang der Verfahren wie auch die Methode der Lernstationen gibt sicherlich ausreichend Anregungen für den nächsten Entwurf einer Unterrichtsreihe; eine eigene Pocket Enigma habe ich mir auf jeden Fall schonmal zugelegt.

© Redaktion rhino didactics