Mobiltelefone sind in der heutigen Zeit auch, oder gerade bei Jugendlichen
nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Sie werden praktisch jederzeit
mitgeführt und bilden somit wahrscheinlich das meistbe- und -genutze
Informatiksystem.
Daher hat mich das Thema des Workshops bereits im Vorfeld neugierig gemacht;
auch, da ich wenig Erfahrungen mit Mobiltelefonen im Allgemeinen, und mit
ihrer Programmierung im Speziellen habe.
Im Workshop erhielten wir die Möglichkeit, direkt mit dem Referenten zu diskutieren und ihm Fragen zu stellen, was der Arbeitsatmosphäre sehr zuträglich war und den Vortrag deutlich auflockerte.
Herr Heming stellte zunächst sehr kurz eine mögliche Jahresplanung für den Informatikunterricht in der Jahrgangsstufe 11 vor. Er wies darauf hin, dass die Einbettung von Mobiltelefonen an verschiedenen Stellen möglich sei; Beispiele dazu wurden im späteren Verlauf des Kurses angegeben.
Zunächst ging Herr Heming darauf ein, warum Mobiltelefone überhaupt im
Informatikunterricht eingesetzt werden sollten. Schließlich hat sich doch der
PC als typisches Arbeitswerkzeug längst etabliert.
Der PC hat aber einen wesentlichen Nachteil beim Einsatz im
Informatikunterricht. Die PC, die in der Schule genutzt werden, entstammen
nicht der direkten Lebenswelt der Schüler. Zwar haben die meisten Schüler
Zugang zu einem PC, oder beitzen sogar selbst einen, allerdings ist dieser
ganz anders eingerichtet als die PC in der Schule.
Das Mobiltelefon hat hier deutliche Vorteile.
Die Schüler können es auch in die Schule mitnehmen, so dass sie mit ihrem
eigenen Mobiltelefon, so wie sie es sich eingerichtet haben, arbeiten können.
Sie sind damit vertraut.
Außerdem sind Mobiltelefone mittlerweile so leistungsfähig, dass praktisch
alle Probleme, die mit dem PC bearbeitet werden können, auch am Mobiltelefon
bearbeitet werden können.
Es gibt allerdings auch beim Mobiltelefon ein Problem: Die Schüler haben
zumeist unterschiedliche Modelle; und auf den wenigsten können alle Probleme
des Informatikunterrichts sinnvoll bearbeitet werden.
Die Willy-Brandt-Gesamtschule in Bergkamen hat dieses Problem ganz
pragmatisch gelöst: Ein Informatikkurs der 11. Jahrgangsstufe wurde mit
genügend identischen, und für den geplanten Informatikunterricht geeigneten
Mobiltelefonen ausgestattet, die die Schüler auch im Alltag nutzen und für
die sie dementsprechend auch selbst verantwortlich sind.
Da geeignete Mobiltelefone aber recht teuer sind (erst recht in einer
ausreichenden Menge für einen ganzen Informatikkurs), ist dieses Konzept aber
sicherlich nicht an jeder Schule ohne größere Probleme umsetzbar.
Eine Möglichkeit die finanzielle Hürde zumindest ein wenig zu glätten, wäre
es z.B. die Eltern der Schüler frühzeitig auf den geplanten Einsatz von
Mobiltelefonen hinzuweisen, so dass diese ihren Kindern direkt geeignete
Mobiltelefone kaufen könnten. Dass auch dieses Konzept nicht frei von
Problemen ist sollte klar sein. Die Idee sollte im Workshop aber nicht
unterschlagen werden.
Im Anschluss an die grundlegenden Überlegungen zum Einsatz von
Mobiltelefonen im Informatikunterricht, stellte Herr Heming, mit Bezug auf
die zu Beginn vorgestellte Jahresplanung, verschiedene Konzepte vor, die in
der 11. Jahrgangsstufe mit dem Mobiltelefon bearbeitet werden könnten.
Matthias Heming führte ein selbstgeschriebenes Programm inklusiv Programmcode
vor, mit dem die Themen Verzweigung und Binärbäume bearbeiten werden
kann.
Praktischerweise ließ sich das verwendete Mobiltelefon an einen Videobeamer
anschließen, so dass sich die Demonstration für die Kursteilnehmer
unproblematisch gestaltete.
Ein weiteres Konzept, dass der Referent uns vorstellte, war »Dateinamen und
-pfade«, welches aufgrund eines auf dem Mobiltelefon installierbaren
Dateimanagers ebenfalls problemlos bearbeitet werden könnte.
Das Konzept »Algorithmen« wurde für den Kurs handlungsorientiert
vorgestellt.
Die Kursteilnehmer sollten hierzu eine Aufgabe eines Arbeitsblatts des
Referenten bearbeiten:
Aufgabe: »Automatisiert vorgehen« bedeutet, nach einem fest vorgegebenen Plan
vorzugehen. Formulieren Sie einen Algorithmus, also eine Handlungsvorschrift,
zum Versenden einer SMS an eine Person, deren Eintrag im Adressbuch des
genutzten Mobiltelefons verhanden ist.
Im Anschluss an diese Aufgabe sollte überlegt werden, inwiefern der erstellte
Algorithmus verändert werden muss, damit unsere Großeltern den Algorithmus
nachvollziehen könnten.
Diese Aufgabe führte uns Kursteilnehmern noch einmal eindrucksvoll vor Augen,
wie unterschiedlich Aufgaben verstanden werden können; insbesondere wenn die
Vorkenntnisse und der Umgang mit einem Informatiksystem sich stark
unterscheiden.
Zum Abschluss führte Herr Heming vor, wie simpel und komfortabel die
Programmierung auf dem Mobiltelefon sein kann.
In der Sprache Python wurden verschiedene kurze, aber effektive und
lauffähige Programme erstellt und vorgeführt. Alle Kursteilnehmer waren sich
einig, dass der Code sehr schlank und somit sinnvoll für den Gebrauch auf dem
Mobiltelefon sei. Der Vorteil in der Schule wäre, dass die Schüler sich
weniger mit dem Pauken einer Programmiersprache, wie z.B. Java, beschäftigen
müssen, was dem eigentlichen Unterricht sicher zu gute käme.
Der Workshop war sehr interessant. Von einigen technischen Schwierigkeiten
abgesehen war der Kursablauf sehr flüssig, und die vorgestellten Themen
wirkten nicht einfach nur künstlich aneinandergereiht, um die Länge des
Workshops zu füllen. Außerdem konnte man Herrn Heming die Überzeugung
gegenüber dem Kursthema deutlich anmerken.
Für mich muss ich sagen, dass ich mir weiterhin nur sehr schwer vorstellen
kann, die vorgestellten Konzepte mit dem Mobiltelefon im Informatikunterricht
zu realisieren. Wohl auch, da ich erstens nicht sehr geübt bin im Umgang mit
dem Mobiltelefon, und zweitens noch über wenig Praxiserfahrung in der Schule
verfüge, so dass mich der »konventionelle« Unterricht mit dem PC schon genug
fordert.
Außerdem denke ich, dass dieses Konzept stark von den Gegebenheiten in der
Schule, sowie von den Lerngruppen abhängt. Meines Erachtens ist einge Menge
Disziplin seitens der Schüler notwendig, damit dieses Konzept (auch
finanziell) aufgehen kann.
Ich werde allerdings beim Kauf des nächsten Mobiltelefons darauf achten, dass
es einen geeigneten Funktionsumfang hat, so dass ich mich vielleicht doch
langsam an die Thematik herantasten kann.
Herr Heming hat zu diesem Thema einige Veröffentlichungen bereitgestellt. Zunächst ist hier seine Masterarbeit zu nennen – sie ist öffentlich zugänglich. Außerdem wurden Materialien für den Unterrichtseinsatz erstellt, die verfügbar sind. Nicht zuletzt sollte auf ein Poster hingewiesen werden, das eine unterrichtliche Sequenz übersichtlich darstellt. Unter dem URL blog.familie-heming.de/?cat=10 finden Sie diese und weitere Materialien zur Arbeit mit Mobiltelefonen im Informatikunterricht.